Spitzbergen

Montag, 1. Oktober 2012

Fünf Tage Wanderung

Endlich ging es wieder los. Diesmal zu Fuß. Nur ca. 60 Kilometer sollten wir in 5 Tagen bezwingen. Neben täglichem Ab- und Aufbau des Camps und unzähligen Navigationsübungen mit Karte und Kompass hatten wir aber mit schwerem Gepäck zu kämpfen. Frischer Schnee und kalter Wind sorgten für winterliche Stimmung. Und mehrheitlich sonniges Wetter für einen arktischen Hochgenuss.






















Und natürlich darf der Film nicht fehlen ;-)
http://www.youtube.com/watch?v=DkvVrXyFlmw&feature=relmfu

das tägliche Leben



... Wie auf einigen der letzten Bilder deutlich zu erkennen ist, wurde das Wetter zusehends besser. Auf der Gletscherexpedition hatten wir zwar noch jeden Tag Regen, aber auch trockene Stunden und teilweise sogar Sonne!
Zurück in Longyearbyen habe ich inzwischen das Gefühl, hier oben richtig angekommen zu sein. Und die Tage verfliegen wie im Nu. Ich spiele aktiv Volleyball und Fußball, wir gehen klettern und ich habe Kajakpolo entdeckt! :-)
Mega der Sport! ... Eskimorolle: check! ;-)
Jeden Tag ergeben sich neue Begegnungen und neue Erlebnisse und Erfahrungen erweitern den Horizont...
Letztes Wochenende haben wir gegen die Russen gespielt. Eines der kulturellen Highlights des Jahres. Die einzige nennenswert größere Siedlung neben Longyearbyen ist Barentsburg. Eine aktiv betriebene russische Kohlemine ca. 30km Südwestlich von Longyearbyen. Und zwei mal im Jahr kommen die Russen (es sind wohl hauptsächlich Ukrainer hab ich gehört) um sich mit "uns" in allen möglichen Sportarten zu messen. Wir (ein paar ANGler) sind im Fußball und Volleyball erfolgreich angetreten. Das die Russen alle anderen Sportarten für sich entscheiden konnten, lässt nur eine Schlussfolgerung zu. Beim Rückspiel in zwei Wochen in Barentsburg treten wir auch im Hockey, Badminton, Tischtennis und Basketball an! :-)
Der Abend wurde dann in russischer Gesellschaft feucht fröhlich mit viel eingeflogenem Vodka verbracht.
Die Menschen hier oben feiern und trinken überhaupt viel ausdauernder und häufiger, als ich gedacht hätte. All die Beschränkungen im Einkauf von Alkohol existieren zwar, beziehen sich aber auf die Einkäufe im Supermarkt. Alkohol in Restaurants/Bars ist nicht betroffen und für norwegische Verhältnisse extrem günstig.... Wir deutschen haben immer noch den Eindruck, deutlich mehr als gewohnt zu zahlen. Und das gilt für alles. 1 Liter Milch kostet 3€ und ein kleines Brot 4€. Grob sollte man mit dem Zwei- bis Fünffachen unserer gewohnten Lebensmittelkosten rechnen. Von der Miete ganz zu schweigen... Das Leben hier oben ist teuer. Aber jede Arbeit ist gut bezahlt und die Wertschätzung, die einem für erbrachte Leistungen entgegen kommt ist echt und herzlich.

Svalbard Biologie


Biokurs auf norwegisch... rausgehen und alles anschauen!












Gletschertour


Unsere erste große Tour... die Gletscherexpedition. Neun Tage lebten wir in einem Basecamp und hatten tägliche Excoursionen in die Gletscherwelt.
Ich schreibe nicht sonderlich gern. Also hier der Versuch mit Bildern und kleinen Unterschriften meine Endrücke zu vermitteln. Kommentare sind gern gesehen ;-)




Vorbereitungen für die erste große Exkursion. Neun Tage auf den Gletscher...



Mit sogenannten Polar-Circle-Boats gings raus in die Natur. Schnell und windig... und sehr spaßig!



Unser Strand mit Blick auf die Gletscherfront des Nordenskiöldbreen

Basecamp mit Treibhol für Feuer


Erste Schritte in Steigeisen auf dem Gletscher

Gletscherspalten ohne Ende... genug Platz für jeden zum Wege finden und üben.

1:6 pully system... wenn mal was richtig schweres (oder zwei Personen) aus einer Gletscherspalte geborgen werden müssen.

Gletscherrettungsübung mit echtem Helikopter. Ein sehr beeindruckend Erlebnis.



Und hier natürlich noch der Link zum wunderbaren Film über unsere Gletscherexpedition:
http://www.youtube.com/watch?v=IPSI5eThYBs&feature=relmfu




Die Anfänge



Hier bin ich also gelandet... Longyearbyen, die nördlichste Stadt der Welt. Und inzwischen seit gut sechs Wochen mein zu Hause. Diese Zeitspanne erinnert mich an Sommerferien, Referendariat und Staatsexamen. An die Freunde zu Hause die eine neue Stelle als Lehrer angetreten haben, die ihr Hauptjahr im Ref erleben oder die, die längst im Arbeitsleben angekommen sind. Erinnerungen an eine andere Zeit. Schöne Erinnerungen. Aber all das scheint weit entfernt. Es gab wohl kaum sechs Wochen in meinen bisher fast 30 Jahren, die mein Leben so grundlegend in andere Bahnen gelenkt haben wie diese. Wer weiß, vielleicht spricht hier auch noch die Euphorie des Anbeginns aller Dinge... Aber was ich bisher erleben durfte... Schnee im August, tagelang Sonne (24 Stunden Helligkeit), kalbende Gletscher, schwimmen zwischen Eisbergen, Wale, Robben, Rentiere, unzählige Vögel und sogar Eisbären. Natur wie man sie kaum beschreiben kann, Sonne und Schnee, Regen und Sturm, Berge und Flüsse, Gletscher und Fjorde... und wir haben immer noch Sommer. Was sind schon -12° C... Die wirklich extremen Wetterbedingungen erwarten mich noch.
Auch sehr interessant sind die unterschiedlichen Menschen und der Umgang der untereinander gepflegt wird. Alles geht ein bisschen langsamer, alle sind ein bisschen freundlicher, hilfsbereiter,  offener, geduldiger und entspannter. Man merkt irgendwie, dass jeder jeden kennt und dass man jedem immer wieder begegnen wird.
Naja, um hier mal ein bisschen Struktur rein zu bringen, werde ich von vorne beginnen und versuchen, die einzelnen Abschnitte mit Bildern zu veranschaulichen.

Vorbereitung
Vor vier Jahren habe ich zum ersten Mal von diesem Studiengang an der nördlichsten Uni der Welt gehört. ANG - Arctic Nature Guide... http://www.arcticnatureguide.no/index.php

Mit meiner ersten Bewerbung 2009 landete ich auf einer Warteliste und bin schließlich nicht reingekommen. Ein 1. Staatsexamen, ein Magisterstudium und ein 2. Staatsexamen später habe ich mich im Frühjahr 2012 erneut beworben. Und wurde angenommen. Und mit den Unterlagen kam eine Ausrüstungsliste, mit all den Dingen, die ich mir sowieso eigentlich schon immer kaufen wollte. Von Steigeisen über Lawinensonden bis hin zu Pulka (Schlitten den man auf Skiern hinter sich herzieht), GPS - Gerät und jede Menge warmer Klamotten. Unterstützung fand ich sowohl in kompetenter Beratung als auch in preislichem Entgegenkommen bei Bergland in Stuttgart

http://www.alpinsport-bergland.de/start.html 


Vielen Dank nochmal auf diesem Weg.

Anreise
In der Nacht vor meiner Abreise habe ich gute sechs Stunden geschlafen... Alle die mich kennen wissen, dass ich gewöhnlicherweise bis in die frühen Morgenstunden mit Packen beschäftigt bin... Dank hilfsbereiter Freunde gab es in den Abendstunden sogar noch ein Abschiedscider/bier auf dem Marktplatz in Lubu.
Wie ich am nächsten Morgen dann knapp 100 kg Gepäck und ein Fahrrad durch Zug und S-Bahn zum Flughafen Frankfurt bekommen habe, weiß ich nicht mehr genau...


so irgendwie hab ich es aber in den Flieger geschafft...
Vier Stunden Aufenthalt in Oslo und dann die Landung um 00:20 Uhr in Longyearbyen Airport.










Mit Sonnenschein... Schon merkwürdig!



Nachdem ich mein ganzes Gepäck zu meiner vorläufigen Bleibe (einem norwegischen Couchsurfer) geschafft hatte, war ich müde genug um trotz Sonne und ungewohnter Umgebung 12 Stunden zu schlafen.



Die erste Woche

Die Sonne des Anreisetags ließ lange auf sich warten... Grau in Grau schwamm die Nebelsuppe für Tage über Longyearbyen.






Das "Stadtzentrum" mit der brühmten Statue eines Kohleminenarbeiters.
Außerdem der nördlichsten Kirche, des nördlichsten Bankautomaten, der nördlichsten Post usw... der Welt. :-)

Schwarzer Kohlestaub, riesige Schutthaufen ehemaliger Bergwerke.

Wenn nicht alles so neu und aufregend gewesen wäre, hätte das Wetter schier auf die Stimmung drücken können. Ich bin mehr den je auf die Dunkelzeit gespannt und welchen Effekt sie auf mich haben wird.





Studienbeginn
Nach und nach reisten mehr und mehr zukünftige Studienkollegen an und ich konnte in unser "Wohnheim" umziehen, (eigentlich ein Guesthouse mit 10qm Zimmern, 4 Duschen pro Stockwerk und einer Gemeinschaftsküche) das wir aber immerhin für uns haben. Das heißt 19 von 26 ANG-Studenten leben hier zusammen. Und wo wir schon mal bei Zahlen sind... Von gut 80 Bewerbern waren etwas mehr als 50 durch die benötigten Voraussetzungen für den Studiengang qualifiziert. Im Klassenverband sind wir jetzt wie gesagt 26 Studenten.


Die erste Woche ware von Vorstellungsrunden und Besichtigungsterminen bestimmt. Von Anfang an waren wir so oft wie möglich draußen. Die Art zu lernen sagt mir zu. Jeder Lernprozess bedarf seiner Zeit. Und hier bekommt er Zeit. "Experience based learning" führt dazu, dass man seine Handlungen überdenkt, dass man versucht das Gelernte nicht nur anzuwenden sondern zu verstehen und eigene Wege des Umgangs zu finden.

Anyway, in unserer "Einführungswoche" bekamen wir die Chance mit diversen lokalen Unternehmen auf "Schnuppertour" zu gehen.


Per Quad und Hundeschlitten (im Sommer auf Rädern) erkundeten wir Longyearbyen und Umgebung. Und auf einem Tagesausflug per Schiff nach Pyramiden wurde uns die längst verlassene russische Siedlung ca. 30km nördlich von Longyearbyen näher gebracht.









Meine Kommilitonen entpuppten sich als nette und weit gewöhnlichere Menschen als erwartet. Das meine ich positiv. Welche Menschen zieht es hier her? Gibt es einen speziellen Typ? Nach allem, was ich bisher erleben durfte, nicht. Jeder hat seine Gründe, seine Träume und Hoffnungen, die er mit diesem Jahr, diesem Studium oder diesem Ort verbindet. Was uns vereint sind die Erlebnisse und die Erfahrungen. Und es zeigt sich wieder einmal, wie schnell eine Gruppe zusammen wächst, wie gut man sich zu kennen scheint, wenn man sechs Wochen so intensiv erlebt hat, wie wir.

Einen wunderschönen Eindruck unserer ersten Woche vermittelt auch ein Film, den ein Kommilitone zusammen gschnitten hat:
http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&v=mDDkVuJ-1TI&NR=1